(shareribs.com) Helsinki 19.07.12 - Der finnische Mobilfunkkonzern Nokia hat im zweiten Quartal einen massiven operativen Verlust eingefahren. Das Unternehmen konnte zwar seinen Absatz von Mobiltelefonen steigern, scheitert aber weiterhin am wichtigen US-Markt. Dort konnten nur 600.000 Einheiten verkauft werden. Die Aktie von Nokia klettert dennoch deutlich.

Nokia ist der Problemfall in der Mobilfunkbranche. Zu lange hat das Unternehmen mit veralteter Technik und Software gegen die innovative Konkurrenz gekämpft. Gestern berichtete das Wall Street Journal unter Berufung auf den ehemaligen Chefdesigner von Nokia, dass Pläne für iPhone-ähnliche Geräte bereits lange vor Apple bei Nokia geplant wurden. Allerdings fehlte dem Unternehmen der Mut. Auch heute hinkt Nokia immer noch weit hinterher.

Die Quartalszahlen sind dabei nur ein weiterer Meilenstein in der langen Abwärtsspirale des alten europäischen Konzerns. Nokia machte im zweiten Quartal 2012 einen Nettoverlust von 1,41 Mrd. Euro, ein Jahr zuvor waren es nur 368 Mio. Euro Verlust. Der Absatz sank gegenüber dem Vorjahresquartal ebenfalls deutlich, es wurden 7,542 Mrd. Euro erwirtschaftet, 19 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Allerdings konnte der Umsatz gegenüber dem ersten Quartal 2012 leicht gesteigert werden.

Ein Lichtblick ist eine kleine Verbesserung beim Absatz. Insgesamt konnte Nokia 83,7 Mio. Mobilgeräte verkaufen, ein Prozent mehr als im ersten Quartal. Der durchschnittliche Verkaufspreis sank um sechs Prozent auf 48 Euro, wodurch der Umsatz in der Sparte um fünf Prozent auf 4,023 Mrd. Euro sank. Die operative Marge ist hier noch tiefer in den roten Bereich gerutscht. Lag diese im ersten Quartal noch bei minus 3,0 Prozent, waren es im zweiten Quartal minus 9,1 Prozent.

Nach wie vor den größten Umsatz mach Nokia in Europa, obgleich hier gegenüber dem ersten Quartal ein Rückgang um 19 Prozent auf 1,096 Mrd. Euro zu verzeichnen war. Im Nahen Osten und Afrika sank der Absatz um 10 Prozent auf 663 Mio. Euro und auch in China war ein leichter Rückgang zu verzeichnen. In Nordamerika steigerte Nokia seinen Absatz um 38 Prozent auf 128 Mio. Euro, in Lateinamerika war ein Anstieg von 19 Prozent auf 646 Mio. Euro zu verzeichnen.

Während Nokia in Europa 15,3 Mio. Geräte verkaufte, drei Prozent weniger, als im ersten Quartal, waren es in Nordamerika nur 600.000 Geräte. In Lateinamerika war ein Absatzanstieg um 24 Prozent auf 11,9 Mio. Einheiten zu verzeichnen, in China sank hingegen der Absatz um 14 Prozent auf 7,9 Mio. Einheiten.

Für das dritte Quartal erwartet Nokia weiterhin eine negative Marge von minus 9,1 Prozent, plus/minus vier Prozent. Die Smartphonesparte dürfte weiterhin Schwierigkeiten machen, nicht zuletzt da die Kooperation mit Microsoft unerwartete Probleme mit sich bringt. Der US-Konzern hat mit Windows Phone 8 ein neues Betriebssystem vorgestellt, das von keinen Nokia-Telefon unterstützt wird. Dies könnte die Nachfrage weiter beeinträchtigen.

Die Aktien von Nokia springen heute um 14,1 Prozent auf 1,56 Euro nach oben. Der hohe Absatz der noch jungen Lumia-Geräte und ein mögliches Wachstum im Low-End Bereich beflügelt die Notierungen.