19.09.12 Kolumne Kommunikation
Höchststände in Sicht
Die erste September-Hälfte überraschte mit deutlichen Kursgewinnen, womit ich nicht gerechnet hatte. Extrapoliert man diesen zwei Wochentrend, so käme man beim S&P 500 Index auf eine Verdoppelung innerhalb eines Jahres. Beim DAX waren es sogar ein Plus von 170% und beim ATX unglaubliche 228% (!!); der SMI käme "nur" auf 64%. Dieser Vergleich zeigt: das eingeschlagene Tempo kann so nicht weitergehen.
Die zweite September-Hälfte wird daher wahrscheinlich etwas von dieser außergewöhnlichen Gewinnsträhne wieder abgeben, ohne jedoch dabei den Aufwärtstrend zu beenden. Der Europäische Zentralbankchef Mario Draghi war für das Kursfeuerwerk in der ersten September-Woche verantwortlich mit seiner Bereitschaftserklärung, Staatsanleihen von schwachen EU-Ländern durch Käufe zu unterstützen. Die zweite September-Woche geht auf das Konto von US-Notenbankchef Ben Bernanke, der seine Niedrigzins-Politik bis mindestens 2015 fortsetzen will, um somit neue Arbeitsplätze zu schaffen und gleichzeitig den Immobilienmarkt zu unterstützen. Kritiker sehen hierin eine Inflationsgefahr, die sich bereits im Rohstoffsektor bemerkbar macht und auch zum Teil den Börsenaufschwung begründet. Ich begrüße dagegen beide Entscheidungen, die dem Euro helfen und das Wirtschaftswachstum unterstützten. Mit dem Inflationsthema können sich die Zentralbanken später beschäftigen.
Die obige Tabelle weist nur grüne bzw. hellgrüne Pfeile auf, was sehr selten passiert. Keine einziger Index liegt im Minus. Lediglich das Silber trat vergangene Woche auf der Stelle, liegt aber seit Jahresbeginn an zweiter Stelle (hellgrüner Pfeil) nach dem DAX (grüner Pfeil). Platin war der Wochensieger (grüner Pfeil), während der Wiener Index (ATX) unter den Börsen vorne lag (hellgrüner Pfeil) und auch den Tagespreis erzielte (grüner Pfeil). Auch der Euro konnte sich weiter erholen (hellgrüner Pfeil) und liegt erstmals seit dem 8. Mai wieder über der $1,30-Marke und damit außerhalb meines Kaufniveaus.
Quelle: econoday
Die Verbraucherstimmung hat sich wieder deutlich erholt (grüner Pfeil) und befindet sich auf einem Niveau (gelbe Markierung), was auf eine Wachstumsbeschleunigung hindeutet. Vor 13 Monaten war dieses Stimmungsbarometer vollkommen eingebrochen (roter Pfeil) und löste die Börsenbaisse aus. Während Kritiker vor einer bevorstehenden Rezession warnen, rechne ich mit einer Wachstumserholung, sofern Politiker nicht wieder wie im vergangenen Jahr einen Strich durch diese Rechnung machen und der Ölpreis nicht weiter eskaliert.
Quelle:econoday
Verbraucherpreise stiegen 0,6% im August, was primär auf höhere Energiekosten beruhte. Die Kernrate - ohne Energie und Nahrungsmittel - wies einen geringen Anstieg von 0,1% auf. Gegenüber dem Vorjahr liegt die allgemeine Inflationsrate bei 1,7% im August nach 1,4% im Juli (roter Pfeil) und fast 4% vor einem Jahr (blauer Pfeil), während die Kernrate auf 1,9% kommt. Beide Raten liegen unter der 2%-Marke (grüne Linie) und weisen somit keine akute Inflationsgefahr auf. Allerdings wird das Inflationsthema in den kommenden Monaten immer wieder auftauchen. Auch im Einzelhandel verzerrten steigende Benzinpreise die Statistik. Gelder, die für Kaufhäuser bestimmt waren, flossen stattdessen in den Tank.
In genau sieben Wochen - am 6. November - findet die Präsidentschaftswahl in den USA statt. Während Präsident Obama in den Ballungszentren an der West-Küste und auch Nord-0st-Küste dominiert (blaue Felder), liegen die Republikaner in den meist bevölkerungsärmeren Gebieten im Mittleren Westen inklusive Rocky-Mountain-Staaten und Süd-Staaten deutlich vorn (rote Felder). Laut neuesten Umfragen, liegt Obama mit 247 Wahlstimmen vor Romney mit 196 Stimmen. Als unentschieden gelten sieben Staaten mit insgesamt 95 Wahlmänner-Stimmen (lila Felder mit Fragezeichen). Diese Staaten sind mit ihren jeweiligen Stimmen im Chartbild unter rechts aufgezeigt (grüne Markierung). Sechs von diesen Staaten haben 2008 für Obama gestimmt; nur Missouri (MO) ging an die Republikaner. Romney muss auf jeden Fall in Ohio (OH) oder Florida (FL) gewinnen, um überhaupt eine Chance auf Erfolg zu haben. Gewinnt Obama dagegen in Florida, so wird er wiedergewählt. Gewinnt er dagegen in Ohio und verliert in Florida, so fehlen ihm zur Wiederwahl nur sechs Stimmen, die er mit einem Sieg in Iowa (IA) erzielen kann. Obama hat zur Zeit die besseren Karten. Auch wenn sieben Wochen in der Politik fast eine Ewigkeit sind, gehe ich nach wie vor von einem Wahlsieg für Obamas aus, auch wenn es sehr knapp werden kann.
Quelle: msn.com / Thieme Associates
Der Dow Jones und DAX haben sich seit ihren Höchstständen von 2007 - beim Dow war es der 9 Oktober (blauer Pfeil) beim DAX bereits der 16 Juli - sehr ähnlich entwickelt. Der Dow (schwarzer Pfeil) hat gegenüber dem DAX (roter Pfeil) die Nase momentan etwas vorn. Beide Indices sind seit ihren Tiefständen vom März 2009 (grüner Pfeil) etwas mehr als 100% gestiegen und haben ihre Höchststände in Sicht. Bis zum Rekordhoch von 2007 fehlen beim Dow Jones lediglich rund 4% (Schlusskurs Freitag), während es beim DAX fast 10% sind. Ein Anstieg von 4% bis Jahresende ist durchaus machbar, ein Anstieg von 10% dagegen eine Herausforderung. Die Politik und nicht so sehr die Wirtschaft spielt in beiden Fällen eine wichtige Rolle. Die "Hexenstunde" am kommenden Freitag, wenn vier Terminkontrakte gleichzeitig fällig werden, wird in dieser Woche für Volatilität sorgen.
Quelle: Thieme Associates
Der Aktienkurs von Apple wird am Dienstag die $700-Marke überstiegen haben und eine Marktkapitalisierung in einer Rekordhöhe von einer halben Billion Euro (!!) aufweisen.An zweiter Stelle liegt der Öl-Gigant Exxon Mobil mit knapp 324 Mrd.Euro. Die 10 größten DAX-Werte kommen auf eine Marktkapitalisierung (Wert aller Aktien) von 528 Mrd. Euro. Die übrigen 20 DAX-Werte lagen am Freitag bei insgesamt 295 Mrd. Euro. Für den Wert des Apple-Konzern könnte man heute 25 DAX-Werte kaufen. Lediglich die fünf größten DAX-Werte - Siemens SAP VW, BASF und Bayer - wären nicht dabei. Apple ist nicht groß sondern gigantisch!
Ich hatte im Juni 2010 eine Teilgewinnmitnahme bei Apple zu einem Kurs von $270 empfohlen (Blog vom 26. Juni 2010), nachdem die Aktie seit meiner Kaufempfehlung im Januar 2009 (Blog vom 21 Januar 2009) über 200% zugelegt hatte. Dies war im nachhinein zu früh, aber die Restposition trägt weiterhin Früchte. Gewinnmitnahme verarmt nicht aber kann mitunter dennoch frustrieren.
Weitere Analysen und Empfehlungen auf der Hotline, die es seit 1986 gibt! Mein nächster Blog erscheint in der letzten September-Woche auf www.heikothieme.blogspot.de
Die Thieme Hotline:
Deutschland: 09001 / 191 192 (0,69€/Min.)
Schweiz: 0901 / 266 277 (CHF 1,00/Min.)
Österreich: 0900 / 500 515 (0,68€/Min.)
Alle Angaben ohne Gewähr.
Quelle: Heiko Thieme, Autor:
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