06.09.24  Kolumne  Metalle 

Goldbullen kämpfen um die Marke von 2.500 US-Dollar

(SOLIT Management GmbH Auszug aus dem Marktkommentar von Markus Blaschzok, Chefanalyst der SOLIT Gruppe
 
Der Goldpreis zeigt sich weiterhin bemerkenswert stabil und bewegt sich seit zwei Wochen in einer engen Handelsspanne von lediglich 40 US-Dollar um die Marke von 2.500 US-Dollar pro Feinunze. Die Bullen verteidigen dieses Niveau bislang erfolgreich, doch sollten sie im Ringen um das Allzeithoch gegen die Bären unterliegen, so dürfte eine kurzfristige Korrektur des kräftig gestiegenen Goldpreises bevorstehen. Noch vor elf Monaten war eine Feinunze Gold etwa 700 US-Dollar günstiger zu haben, was einem Preisanstieg von 38 % in relativ kurzer Zeit entspricht. Die Long-Positionen der Spekulanten befinden sich auf einem historischen Hoch, während die Short-Positionen der Banken und der vier größten Händler an der COMEX ebenfalls historisch hoch sind. Diese Konstellation ist ein Hinweis darauf, dass die Stimmung jederzeit kippen könnte und die Bullen beginnen könnten, Gewinne mitzunehmen, da das Chance-Risiko-Verhältnis auf diesen Höhenlagen kurz- bis mittelfristig unattraktiv geworden ist.
 
Die anhaltende Stärke des Goldpreises lässt sich unter anderem auf die bevorstehenden Zinssenkungen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) sowie die kontinuierlichen Goldkäufe der Zentralbanken in Schwellenländern zurückführen, die sich seit Mitte 2022 verdreifacht haben. Diese Käufe wurden durch Sorgen über US-Finanzsanktionen und die wachsende Staatsverschuldung der USA motiviert. Diese Entwicklungen stellen strukturelle Veränderungen dar und könnten die Goldnachfrage auch in Zukunft weiterhin stützen. Aber auch die starken OTC-Geschäfte unbekannter Herkunft, die vom World Gold Council als Preistreiber identifiziert wurden, könnten zur aktuellen Stärke des Goldpreises beitragen.
 
Die bevorstehenden Zinssenkungen der Fed könnten zudem westliches Kapital, das an der Goldrallye bisher nicht beteiligt war, wieder in den Markt lenken und somit künftig zu einer bedeutenden Kraft für den Goldpreis werden. Die Fed senkt nun die Zinsen frühzeitig, obwohl die Inflation noch nicht vollständig unter Kontrolle ist, damit die Musik an den Märkten nicht aufhört zu spielen. Wird die Fed in der nächsten Krise erneut Geld drucken müssen, so wird dies zu einem raschen Anstieg der Inflation und der Marktzinsen führen. Wie in den 1970er Jahren werden Gold und Silber wieder als inflationsgeschützte Anlagen im Fokus der Investoren stehen, die aufgrund mangelnder Alternativen in diese sicheren Häfen flüchten werden. Noch glauben die Märkte, das Muster der letzten 40 Jahre könne sich fortsetzen, nichts ahnend, dass sich die siebziger Jahre wiederholen könnten. Die Goldrallye des vergangenen Jahres wäre in diesem Fall nur ein Vorgeschmack auf das, was in den kommenden Jahren noch bevorstehen dürfte.
 
Im Gegensatz dazu zeigt sich der Silberpreis deutlich schwächer als der Goldpreis und ist mittlerweile wieder auf fast 28 US-Dollar pro Feinunze gefallen, was einer Korrektur von 13 % gegenüber dem Verlaufshoch bei 32,50 US-Dollar im Mai entspricht. Der Terminmarkt bleibt weiterhin stark überkauft, was darauf hindeutet, dass der Silberpreis noch stärker fallen könnte, insbesondere wenn auch der Goldpreis eine Korrektur einleitet.
 
Obwohl der Silberpreis bereits deutlich fiel, notiert der CoT-Index mit 14 Punkten nahe dem Verkaufsbereich und der COT-Index zum Open Interest adjustiert mit 2 Punkte deutlich im Verkaufsbereich, was eine Schwäche offenbart und zeigt, dass es noch viel Luft nach unten gibt. Die großen vier Händler an der COMEX (Big 4) halten aktuell mit 80 Tagen der Weltjahresproduktion eine der höchsten Shortpositionen in der Geschichte der US-Terminbörse. Auch wenn der Silberpreis bereits ein gutes Stück korrigiert hat, so gibt es aufgrund des extrem bullischen Sentiments gerade im Vorfeld einer Rezession kurz- bis mittelfristig große Preisrisiken, die insbesondere kurzfristig agierende Spekulanten nicht unterschätzen sollten.

Zinssenkungen der Notenbanken führen zu Inflation und Armut

Joachim Nagel, Mitglied des EZB-Rats, warnte in einer Rede am Donnerstag davor, die Zinssätze zu schnell zu senken, da die Inflation noch nicht nachhaltig auf das Ziel von 2 % zurückgekehrt ist, obwohl sie im Spätsommer kurzzeitig in die Nähe dieses Werts kommen könnte. Aufgrund der anhaltend starken Steigerungen bei den Dienstleistungspreisen dürfte diese wieder anziehen und bis weit ins Jahr 2025 über dem Zielwert bleiben, so Nagel. Er betonte die Notwendigkeit, eingehende Daten weiterhin sorgfältig zu beobachten, während mehrere seiner Ratskollegen bereits signalisiert haben, dass am 12. September eine weitere Senkung wahrscheinlich ist.
 
Schätzungen zufolge wird der Einlagensatz bis Ende 2025 auf etwa 2,5 % sinken. Analysten rechnen mit sechs Zinssenkungen, beginnend im Juni 2024 und fortgesetzt bis Dezember 2025. Nach Ansicht der EZB liegt der „neutrale“ Zinssatz auf dem Niveau, ab dem das Zinsniveau weder Wachstum bremst noch befeuert und wird auf 2 % bis 3 % geschätzt. Einige EZB-Mitglieder sehen Spielraum für weitere Zinssenkungen, bevor die Zinsen stimulierend wirken.


Die EZB will die Zinsen auf 3 % senken, obwohl es keine Luft für Zinssenkungen gibt


Es sind aktuell noch immer 1,5 Billionen Euro mehr Liquidität im Geldsystem als vor den Corona-Lockdowns

Die Behauptungen der EZB über einen „neutralen Zinssatz“, der keinerlei Einfluss auf das Wirtschaftsgeschehen hätte und von den Entscheidungsträgern der Geldpolitik präzise erkannt und festgelegt werden könnte, mögen zwar wissenschaftlich klingen und daher fundiert erscheinen, doch in Wirklichkeit entbehren sie jeder Grundlage, sind willkürlich und unwissenschaftlich. Ein solcher Ansatz ist vielmehr Ausdruck einer planwirtschaftlichen Denkweise. Die künstlich niedrig gehaltenen Zinsen der EZB wirken dabei stets langfristig destruktiv und wohlstandsmindernd. Sie bieten lediglich kurzfristige Anreize für jene Wirtschaftssektoren, die von diesen günstigen Konditionen profitieren, wobei es sich lediglich um eine Fehlallokation von Kapital handelt.
 
Jede Fehlallokation von Kapital führt zwangsläufig zu Fehlinvestitionen in unrentable Unternehmungen, was nicht nur das langfristige Wirtschaftswachstum hemmen, sondern es sogar vollständig zum Erliegen bringen kann. Nur ein freier Markt ist in der Lage, einen gerechten Zinssatz zu bestimmen. Dies ist jedoch politisch nicht erwünscht, da Regierungen sich bei Marktzinsen nicht unbegrenzt verschulden können. Sie sind darauf angewiesen, dass die Inflation künstlich niedrig ausgewiesen wird und politisch gesteuerte Zentralbanken für künstlich niedrige Zinsen sorgen. Nur so wird ein Umverteilungseffekt von der breiten Bevölkerung hin zu Staat und dessen Günstlingen ermöglicht, der andernfalls nicht zustande käme.
 
In einem stabilen Geldsystem wie dem Goldstandard, bei dem die Geldmenge fest an die Goldreserven gekoppelt war, lag der Zinssatz tatsächlich historisch im Bereich von 3,5 % bis 4 %. In einem solchen System galt der Zinssatz als Ergebnis des freien Marktgeschehens, das Angebot und Nachfrage nach Kapital widerspiegelte, ohne dass eine Zentralbank die Geldmenge künstlich erhöhte oder senkte. Der Zinssatz blieb im Wesentlichen stabil, da Inflation aufgrund der Goldbindung selten auftrat und das Geld seine Kaufkraft weitgehend beibehielt.
 
Wenn man nun diesen stabilen Zinssatz als Basis nimmt und eine Inflation von 2 % in Betracht zieht, könnte man argumentieren, dass ein „fairer“ Marktzins bei etwa 6 % liegen müsste. Dieser Zinssatz würde sowohl den natürlichen Marktzins widerspiegeln als auch die Inflation kompensieren, um den Realzins (also den inflationsbereinigten Zins) bei etwa 3,5 % bis 4 % zu halten. Ein solcher Zinssatz würde gewährleisten, dass Ersparnisse geschützt und Investitionen nicht durch künstlich niedrige Zinsen verzerrt werden.
 
Aus Sicht der Österreichischen Schule der Nationalökonomie müssten die Zinsen in einem inflationären Umfeld deutlich höher liegen, um die Kaufkraft des Geldes zu schützen und Fehlanreize im Wirtschaftssystem zu vermeiden. Ein Zinssatz von etwa 6 % bei 2 % Inflation würde demnach als „fair“ angesehen, da er die Inflation ausgleicht und gleichzeitig den Kapitalmarkt stabilisiert. Ein Zinssatz von 2,5 %, den die EZB anstrebt, ist hingegen als eine extrem lockere Geldpolitik zu verstehen.
 
Die Geldpolitik der EZB und die der Fed ist sogar als ultralocker zu sehen, sieht man sich die wahre Inflationsrate an. Ebenso wie in den USA wird die Teuerung in Europa anhand eines harmonisierten Verbraucherpreisindex berechnet, der die wahre Geldentwertung weit zu niedrig ausweist. Sieht man sich beispielsweise die Inflationsrate in den USA nach der alten Berechnungsmethode an, die bis 1980 Verwendung fand, so zeigt sich eine wahre Schatteninflation von 10,7 % im August.


Nach der alten Berechnungsmethode liegt die wahre Teuerung in den USA bei über 10 % im Jahr
 
Ein fairer US-Marktzins würde ohne staatliche Eingriffe bei etwa 14 % liegen, während Zinssätze um die 5 % als deutlich zu niedrig angesehen werden müssen. Der Glaube, dass niedrige oder gar keine Zinsen Wohlstand für alle schaffen könnten, ist ein Trugschluss. Im Gegenteil: In einem solchen Umfeld wird Kapital fehlgeleitet und letztlich vernichtet, was den Wohlstand schmälert und zu Armut sowie steigender Arbeitslosigkeit führt. Die Zentralbanken sollten daher nicht als Hüter des Geldwerts mit der Fähigkeit, die Wirtschaft zu steuern, betrachtet werden, sondern vielmehr als Zerstörer von Geldwert und Wohlstand.
 
Die viel zu niedrigen Zinsen erzeugen Inflation und diese wird die Kaufkraft des Geldes weiter entwerten, worauf der Goldpreis diametral gegensätzlich weiter haussieren wird. Es ist daher keineswegs zu spät, in Gold zu investieren, und jeder stärkere Rückgang im Preis sollte als Gelegenheit zum Nachkauf gesehen werden.


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Quelle: SOLIT Management GmbH , Autor: (markusblaschzok)

 

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