Neue Bankenpleiten in Südeuropa
(Andreas Männicke) von Andreas Männicke, Geschäftsführer der ESI East Stock Informationsdienste GmbH (www.eaststock.de) und Herausgeber des EAST STOCK TRENDS
+++EZB zieht die Reißleine bei zwei italienischen Banken+++Bail out in Italien?+++ Who´s next in Italien und Spanien?+++900 Mrd. € an Non-Performing-loans belasten+++Spannender G 20 Gipfel ante portas+++Neue Spannungen zwischen USA und Russland wegen eines abgeschossen syrischen Kampfjets+++Börsen vor Korrektur+++Aktienmarkt aus Kasachstan glänzt mit Top-Performance+++Viele Osteuropa-Börsen boomen, nur nicht in Moskau+++Schwacher Ölpreis belastet Moskauer Börse+++Gold tendiert nur seitwärts++++
Die Europäische Zentralbank (EZB) zog am Freitag nach Börsenschluss die Reißleine bei zwei italienischen Großbanken. Nun muss die italienische Regierung eine tragbare Lösung ausarbeiten und vorschlagen. Zuvor wurde die wesentlich größere Bank Monte die Paschi di Siena (MPS) vom italienischen Staat gerettet. In Spanien wurde die bankrotte Banco Popular für 1 Euro aufgekauft, wobei die nachrangigen Anleihen aber verloren gingen.
Diese Bankpleiten zeigen deutlich, dass es immer noch eine Bankenkrise in Südeuropa gibt und einigen Banken nur noch am seidenen Faden hängen. Es gibt immer noch uneinbringliche Kredite im Volumen von 900 Mrd. € in Europa. Die EZB muss jetzt aufpassen, dass es zu keinem Bank Run kommt und eine Pleitewelle in Südeuropa vermieden werden kann.
EZB ordnet die Abwicklung von zwei italienischen Banken an
Zwei italienische Banken sollen auf Anordnung der EZB, die jetzt der Oberaufseher aller europäischen Banken ist, abgewickelt werden, wobei der Modus vivendi noch nicht ganz klar ist. Es droht der Ausfall von ca. 10 Mrd. € an Krediten, falls der Staat nicht einspringt wie bei der Bank Monte die Paschi di Siena (MPS). Die Pleite von zwei weiteren italienischen Banken, namentlich der Volksbank Banco Popolare de Vincenza und der der Veneto Bank aus dem Nordosten Italiens, zeigt deutlich, dass es vor allem in Italien und Spanien immer noch eine ganze Reihe von kleinen und mittelständischen Betrieben und Privatpersonen gibt, die ihre Kredite nicht bezahlen können. Nun ist die große Frage, ob der Staat wie bei der Bank Monte die Paschi di Siena (MPS) wieder eingreifen wird, obwohl zuvor seitens der EU vorgesehen wurde, dass es einen „Bail out“, also ein Eingreifen des Staates ausgeschlossen werden soll und stattdessen die Aktionäre und Anleihenbesitzer in Anspruch genommen werden sollen, nicht jedoch der Steuerzahler. Das ist aber leichter gesagt als getan, denn es droht im Extremfall ein „Bank Run“ und dann kann es eine Pleitewelle geben, da viele Banken unterkapitalisiert sind. Zudem finden im September Wahlen in Italien statt und da will die Regierung für keine Panik im Finanzsektor sorgen.
Der Steuerzahler wird wieder zur Kasse gebeten
Im Fall der Pleite der Banco Popular aus Spanien gab es (noch) keine Bankenkrise in Spanien hernach, da die Bank Santander die Bank für 1 € aufgekauft hat und damit auch 47 Mrd. € an Schulden übernommen hat. Allerdings gingen die nachrangigen Anleihen verloren. Ein ähnliches Szenario ist jetzt auch denkbar. Erforderlich sind etwa 5-6 Mrd. €, die der Staat aber nur gewähren will, wenn die Banken hernach eine gute Geschäfts-Perspektive, also ein plausibles Geschäftsmodell vorschlagen werden wie es bei der Bank Monte die Paschi di Siena (MPS) wohl der Fall war. Mit der möglichen Bildung einer Bad Bank und dem Verkauf der restlichen, gesunden Teile muss letztendlich doch der Steuerzahler wieder einmal aufkommen, obwohl die EU etwas anderes vorsah.
Die uneinbringlichen Kredite im Südeuropa machen weiter Sorge
Während die italienischen Banken schon zuvor den Stresstest nicht bestanden und wegen zu geringem Eigenkapital und zu hohen uneinbringlichen Forderungen gefährdet waren, bestand die spanische Banco Popular den Stresstest und ging dann dennoch Pleite, was ein erstes Alarmsignal für alle Banken in Europa sein sollte. Insgesamt gibt es immer noch über 900 Mrd. € „Non-Performing-Loans“, also uneinbringliche Kredite, die in diversen Bankbilanzen schlummern. So manche fragen sich jetzt: „Who´s next?“ - wer ist also der nächste Pleitekandidat im Bankensektor. Auch die HSH Nordbank ist aufgrund der Ausfälle bei den Schiffskrediten scher angeschlagen.
EZB manipuliert den Anleihenmarkt
Durch die Nullzinspolitik der EZB, die in Wahrheit eine Marktmanipulation des Anleihenmarktes darstellt, blieben auch Zinsen für die Staatsanleinen aus Spanien und Italien immer noch sehr gering. Die EZB hat dadurch auch viele Banken in Europa künstlich temporär gerettet. Zwischendurch stieg zwar das Eigenkapital der europäischen Banken seit 2008 im Durchschnitt erheblich, aber viele Banken sind erkennbar noch nicht über den Berg. Dagegen stiegen aber die Target 2 Salden der EZB, also die Forderungen der EZB vor allem gegenüber südeuropäischen Banken auf neue Rekordhöhen. Die Deutsche Bundesbank hatte im März Target 2–Salden im Rekordvolumen von 829 Mrd. €, von denen die meisten in Südeuropa uneinbringlich sind. Dies wird noch zu erheblichen Problemen bei der angestrebten Solidarhaftung führen. Der Deutsche Steuerzahler wird dann wohl irgendwann genauso zur Kasse gebeten wie jetzt der italiensuche Steuerzahler, weil die Federungen unanbringlich sind.
Durch das Anleihenaufkaufprogramm der EZB werden jetzt immer noch 60 Mrd. € monatlich in den Markt gepumpt, ebenso wie in Japan, während die amerikanische Notenbank FED nicht nur nach und nach die Zinsen erhöhen will, sondern demnächst auch wieder die aufgekauften Anleihen in den Markt geben und damit dem Markt Liquidität entziehen will. Dies wäre aber sehr gefährlich wenn dies zur Unzeit passiert.
Neben einer neuen Bankenkrise in Italien drohen auch geopolitische Spannungen in Nahen Osten
Neben einer neuen Bankenkrise in Südeuropa drohen auch einige geopolitische Spannungen wie der USA mit Nord-Korea, wie der USA mit Russland in Syrien und der Ukraine und wie der USA mit dem Iran und Katar, was jederzeit auch eskalieren könnte. Nun haben auch erstmals Kampfjets der israelischen Luftwaffe in Syrien eingegriffen, nachdem zuvor syrische Bomben in Israel landeten, was eine neue Eskalationsstufe darstellt. Aber auch der Abschuss eines syrischen Kampfjets durch die US-Luftwaffe macht Sorgen. Nachdem nun der Ramadan beendet ist und ein Terroranschlag in Mekka knapp vermieden wurde, drohen nun weitere Terroranschläge – auch in Europa.
G 20 Gipfel im Hamburg als Lackmustest
Insofern gibt genug Gesprächsstoff beim nächsten G 20-Gipfel am 6./7. Juli in Hamburg, wo der amerikanische Präsident Trump erstmals auf den russischen Präsidenten Putin direkt treffen wird, wobei Trump auch durch ein mögliches „Kremlingate“, also den FBI-Intersuchungen bezüglich seiner Russland-Connection vor und während des Wahlkampes, belastet wird. Es wird aber sehr bedeutsam sein, ob es nun wieder wie beim letzten G 7-Gipfel in Italien heißt „alle gegen einen“ (Trump) oder ob gemeinsame Ziele verfolgt und gelöst werden, was beim Klimawandel und der Flüchtlingsproblematik wohl aber nicht mehr möglich erscheint. Es gibt aber genug andere Problem wie die zu hohe Verschuldung, die Solvenz der Banken und die geopolitischen Probleme, die gelöst werden müssen.
+++EZB zieht die Reißleine bei zwei italienischen Banken+++Bail out in Italien?+++ Who´s next in Italien und Spanien?+++900 Mrd. € an Non-Performing-loans belasten+++Spannender G 20 Gipfel ante portas+++Neue Spannungen zwischen USA und Russland wegen eines abgeschossen syrischen Kampfjets+++Börsen vor Korrektur+++Aktienmarkt aus Kasachstan glänzt mit Top-Performance+++Viele Osteuropa-Börsen boomen, nur nicht in Moskau+++Schwacher Ölpreis belastet Moskauer Börse+++Gold tendiert nur seitwärts++++
Die Europäische Zentralbank (EZB) zog am Freitag nach Börsenschluss die Reißleine bei zwei italienischen Großbanken. Nun muss die italienische Regierung eine tragbare Lösung ausarbeiten und vorschlagen. Zuvor wurde die wesentlich größere Bank Monte die Paschi di Siena (MPS) vom italienischen Staat gerettet. In Spanien wurde die bankrotte Banco Popular für 1 Euro aufgekauft, wobei die nachrangigen Anleihen aber verloren gingen.
Diese Bankpleiten zeigen deutlich, dass es immer noch eine Bankenkrise in Südeuropa gibt und einigen Banken nur noch am seidenen Faden hängen. Es gibt immer noch uneinbringliche Kredite im Volumen von 900 Mrd. € in Europa. Die EZB muss jetzt aufpassen, dass es zu keinem Bank Run kommt und eine Pleitewelle in Südeuropa vermieden werden kann.
EZB ordnet die Abwicklung von zwei italienischen Banken an
Zwei italienische Banken sollen auf Anordnung der EZB, die jetzt der Oberaufseher aller europäischen Banken ist, abgewickelt werden, wobei der Modus vivendi noch nicht ganz klar ist. Es droht der Ausfall von ca. 10 Mrd. € an Krediten, falls der Staat nicht einspringt wie bei der Bank Monte die Paschi di Siena (MPS). Die Pleite von zwei weiteren italienischen Banken, namentlich der Volksbank Banco Popolare de Vincenza und der der Veneto Bank aus dem Nordosten Italiens, zeigt deutlich, dass es vor allem in Italien und Spanien immer noch eine ganze Reihe von kleinen und mittelständischen Betrieben und Privatpersonen gibt, die ihre Kredite nicht bezahlen können. Nun ist die große Frage, ob der Staat wie bei der Bank Monte die Paschi di Siena (MPS) wieder eingreifen wird, obwohl zuvor seitens der EU vorgesehen wurde, dass es einen „Bail out“, also ein Eingreifen des Staates ausgeschlossen werden soll und stattdessen die Aktionäre und Anleihenbesitzer in Anspruch genommen werden sollen, nicht jedoch der Steuerzahler. Das ist aber leichter gesagt als getan, denn es droht im Extremfall ein „Bank Run“ und dann kann es eine Pleitewelle geben, da viele Banken unterkapitalisiert sind. Zudem finden im September Wahlen in Italien statt und da will die Regierung für keine Panik im Finanzsektor sorgen.
Der Steuerzahler wird wieder zur Kasse gebeten
Im Fall der Pleite der Banco Popular aus Spanien gab es (noch) keine Bankenkrise in Spanien hernach, da die Bank Santander die Bank für 1 € aufgekauft hat und damit auch 47 Mrd. € an Schulden übernommen hat. Allerdings gingen die nachrangigen Anleihen verloren. Ein ähnliches Szenario ist jetzt auch denkbar. Erforderlich sind etwa 5-6 Mrd. €, die der Staat aber nur gewähren will, wenn die Banken hernach eine gute Geschäfts-Perspektive, also ein plausibles Geschäftsmodell vorschlagen werden wie es bei der Bank Monte die Paschi di Siena (MPS) wohl der Fall war. Mit der möglichen Bildung einer Bad Bank und dem Verkauf der restlichen, gesunden Teile muss letztendlich doch der Steuerzahler wieder einmal aufkommen, obwohl die EU etwas anderes vorsah.
Die uneinbringlichen Kredite im Südeuropa machen weiter Sorge
Während die italienischen Banken schon zuvor den Stresstest nicht bestanden und wegen zu geringem Eigenkapital und zu hohen uneinbringlichen Forderungen gefährdet waren, bestand die spanische Banco Popular den Stresstest und ging dann dennoch Pleite, was ein erstes Alarmsignal für alle Banken in Europa sein sollte. Insgesamt gibt es immer noch über 900 Mrd. € „Non-Performing-Loans“, also uneinbringliche Kredite, die in diversen Bankbilanzen schlummern. So manche fragen sich jetzt: „Who´s next?“ - wer ist also der nächste Pleitekandidat im Bankensektor. Auch die HSH Nordbank ist aufgrund der Ausfälle bei den Schiffskrediten scher angeschlagen.
EZB manipuliert den Anleihenmarkt
Durch die Nullzinspolitik der EZB, die in Wahrheit eine Marktmanipulation des Anleihenmarktes darstellt, blieben auch Zinsen für die Staatsanleinen aus Spanien und Italien immer noch sehr gering. Die EZB hat dadurch auch viele Banken in Europa künstlich temporär gerettet. Zwischendurch stieg zwar das Eigenkapital der europäischen Banken seit 2008 im Durchschnitt erheblich, aber viele Banken sind erkennbar noch nicht über den Berg. Dagegen stiegen aber die Target 2 Salden der EZB, also die Forderungen der EZB vor allem gegenüber südeuropäischen Banken auf neue Rekordhöhen. Die Deutsche Bundesbank hatte im März Target 2–Salden im Rekordvolumen von 829 Mrd. €, von denen die meisten in Südeuropa uneinbringlich sind. Dies wird noch zu erheblichen Problemen bei der angestrebten Solidarhaftung führen. Der Deutsche Steuerzahler wird dann wohl irgendwann genauso zur Kasse gebeten wie jetzt der italiensuche Steuerzahler, weil die Federungen unanbringlich sind.
Durch das Anleihenaufkaufprogramm der EZB werden jetzt immer noch 60 Mrd. € monatlich in den Markt gepumpt, ebenso wie in Japan, während die amerikanische Notenbank FED nicht nur nach und nach die Zinsen erhöhen will, sondern demnächst auch wieder die aufgekauften Anleihen in den Markt geben und damit dem Markt Liquidität entziehen will. Dies wäre aber sehr gefährlich wenn dies zur Unzeit passiert.
Neben einer neuen Bankenkrise in Italien drohen auch geopolitische Spannungen in Nahen Osten
Neben einer neuen Bankenkrise in Südeuropa drohen auch einige geopolitische Spannungen wie der USA mit Nord-Korea, wie der USA mit Russland in Syrien und der Ukraine und wie der USA mit dem Iran und Katar, was jederzeit auch eskalieren könnte. Nun haben auch erstmals Kampfjets der israelischen Luftwaffe in Syrien eingegriffen, nachdem zuvor syrische Bomben in Israel landeten, was eine neue Eskalationsstufe darstellt. Aber auch der Abschuss eines syrischen Kampfjets durch die US-Luftwaffe macht Sorgen. Nachdem nun der Ramadan beendet ist und ein Terroranschlag in Mekka knapp vermieden wurde, drohen nun weitere Terroranschläge – auch in Europa.
G 20 Gipfel im Hamburg als Lackmustest
Insofern gibt genug Gesprächsstoff beim nächsten G 20-Gipfel am 6./7. Juli in Hamburg, wo der amerikanische Präsident Trump erstmals auf den russischen Präsidenten Putin direkt treffen wird, wobei Trump auch durch ein mögliches „Kremlingate“, also den FBI-Intersuchungen bezüglich seiner Russland-Connection vor und während des Wahlkampes, belastet wird. Es wird aber sehr bedeutsam sein, ob es nun wieder wie beim letzten G 7-Gipfel in Italien heißt „alle gegen einen“ (Trump) oder ob gemeinsame Ziele verfolgt und gelöst werden, was beim Klimawandel und der Flüchtlingsproblematik wohl aber nicht mehr möglich erscheint. Es gibt aber genug andere Problem wie die zu hohe Verschuldung, die Solvenz der Banken und die geopolitischen Probleme, die gelöst werden müssen.
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Quelle: Andreas Männicke, Autor: