(shareribs.com) London 18.10.11 - Die Industriemetalle müssen in London heute wieder deutliche Preisrücksetzer hinnehmen. Hervorgerufen wird dies von den relativ schwache Wirtschaftsdaten aus China. Hier wurde im dritten Quartal 2011 ein BIP-Anstieg von 9,1 Prozent gemessen. Während einige Kommentatoren hier bereits den Absturz Chinas sehen, ist die Verlangsamung vielmehr das Ergebnis einer konsequenten Wirtschaftspolitik, deren Ziel es ist, nachhaltiges Wachstum zu sichern und gleichzeitig die Inflation in den Griff zu bekommen. Die Inflationsrate ist im September gesunken, womit sich der Druck auf Regierung etwas verringert hat. Das langsamere Wachstum, hervorgerufen einerseits durch die geringere Kreditvergabe und durch einschneidende Maßnahmen zugunsten des Umweltschutzes und andererseits durch eine geringere Nachfrage im Ausland, dürfte China aber verkraften. Analysten sagten, dass dass eine harte Landung der chinesischen Wirtschaft weiterhin nicht zu erwarten sei. Zwar hatte der Markt ein Wachstum von 9,3 Prozent erwartet, aber 9,1 Prozent sind auch nicht zu verachten.

Schwerer wiegt da schon die Bekanntgabe des ZEW-Index für Deutschland, der mit einem Minus von 48,3 Punkten deutlich unter dem September-Wert mit minus 43,3 Punkten lag und vom Markt bei minus 44,7 Punkten erwartet wurde. Der ZEW-Index misst die Stimmung unter 400 Analysten und Institutionellen hinsichtlich der Konjunktur- und Finanzmarktentwicklung im mittelfristigen Zeitraum. Mit dem nun erreichten Niveau notiert der Index so schwach, wie seit November 2008 nicht mehr, als die Weltwirtschaft sich in einer tiefen Rezession befand. Der ZEW-Index für die Euro-Zone liegt im Oktober bei minus 51,2 Punkten, erwartet wurden minus 45,2 Punkte und im September wurden minus 44,6 Punkte gemessen. Am Freitag wird der IFO-Geschäftsklimaindex für Deutschland veröffentlicht. Hier erwartet der Markt im Oktober einen Rückgang von 107,5 Punkte auf 106,3 Punkte.

Eine schwächere wirtschaftliche Entwicklung in China und der EU ist Gift für die Preise von Industriemetallen, da die industrielle Nachfrage direkten Einfluss auf die Notierungen hat. Kupfer wird hierbei häufig als Frühindikator für eine abflauende Wirtschaftsleistung angesehen.

Weiteren Einfluss auf die Bewegung bei Kupfer und Co hat der schwächere Euro, der einen Teil seiner Vorwochengewinne wieder abgegeben hat. Ausgelöst wurde die Korrektur von der Ankündigung der deutschen Bundeskanzlerin Merkel, die im Vorfeld des EU-Gipfels am kommenden Wochenende Hoffnungen auf den großen Wurf zur Lösung der europäischen Schuldenkrise eine Absage erteilte. Derzeit kostet ein Euro noch 1,3676 USD.

Freeport McMoran kämpft weiter gegen Minenausfall

Auf der Angebotsseite deutet sich ein Engpass bei der Versorgung mit Kupfer ab. Die bestreikte Grasberg-Mine des US-Konzers Freeport-McMoran Copper & Gold steht offenbar kurz vor der vollständigen Stilllegung. Bereits gestern wurde mitgeteilt, dass die Versorgung der Mine blockiert sei und eine wichtige Trasse zum Transport von Erzen an den Hafen womöglich unterbrochen wurde. Diese soll aber nun mit Hilfe der Regierung repariert worden sein, heute habe die Mine rund 50 Prozent ihrer normalen Kapazität erreicht, wie die Regierung mitteilte.

Freeport McMoran teilte der Nachrichtenagentur Reuters dennoch mit, dass man sich auf eine vorübergehende Schließung der Mine vorbereite. Analysten gehen davon aus, dass Freeport nun bald den Status der „höheren Gewalt“ in der Mine erklären könnte, womit das Unternehmen von seinen Vertragsverpflichtungen entbunden wäre, da die Unterbrechung außerhalb der Einflusssphäre der Verantwortlichen liege. Ob nicht aber ein Zugeständnis gegenüber der Gewerkschaft günstiger wäre, ist nicht bekannt. Offenbar hat es bisher nicht mal weitere Verhandlungen zwischen Freeport und den Gewerkschaften gegeben. Diese wollen höhere Löhne von 17 bis 43 USD/Stunde aushandeln, derzeit werden 2,10 bis 3,50 USD gezahlt. Analysten gehen davon aus, dass die hohen Gesamtkosten der Mine eine deutliche Lohnerhöhung unwahrscheinlich mache.

Kupfer verliert in London heute 3,9 Prozent auf 7.271 USD/Tonne, Aluminium korrigiert um 1,2 Prozent auf 2.182 USD/Tonne.

Analysten sehen derweil für Kupfer bei 7.000 USD/Tonne eine starke Basis. Sollte die Grasberg-Mine komplett ausfallen, dann könnte die Marke selbst bei einer Dramatisierung der europäischen Schuldenkrise halten.