Katz und Maus bei Regulierung des Londoner Goldfixing
(BullionVault) Das Londoner Goldfixing verliert die Deutsche Bank innerhalb von 18 Stunden nach Rede der BaFin. Ein Zufall…?
Der sogenannte „London Gold Fix“ wird kleiner und womöglich weniger liquide. Darauf lassen die Nachrichten schließen, dass sich die Deutsche Bank davon zurückziehen wird, schreibt Adrian Ash von BullionVault.
Geringere Liquidität ist genau das Gegenteil von dem, was die deutsche Finanzaufsichtsbehörde BaFin laut ihrer gestrigen Rede eigentlich erreichen wollte. Doch die beiden Ereignisse scheinen klar zusammenzuhängen.
Die Deutsche Bank ist bekanntlich eine in Deutschland ansässige große Investitions- und Privatkundenbank und als solche von der deutschen Finanzaufsichtsbehörde BaFin reguliert. Zugleich ist sie aber auch ein Market-Maker der London Bullion Market Association und der Londoner Gold- und Silberfixings, zwei Unternehmen, die völlig unabhängig von der LBMA sind und deren einzige Aufgabe darin besteht, jeden Tag den Fixpreis zu ermitteln und zu veröffentlichen.
Der Fix zeigt an, wie der Goldpreis zu einer bestimmten Zeit steht (10:30 Uhr und 15 Uhr für Gold beziehungsweise mittags für Silber). Und da London nach wie vor das Zentrum für physisches Edelmetall ist, gilt der Fix als DER weltweite Bezugswert. An ihm orientieren Minenbetreiber und Schmuckhersteller genauso wie Zentralbanken und Investmentfonds.
Dieser Referenzwert wird parallel zum sogenannten Spot-Market gebildet, ist aber nicht weit von den Spotpreisen entfernt. Die an dem Fixing beteiligten Banken (5 bei Gold und 3 bei Silber – beziehungsweise nun 4 und 2) beziehen sich bei der Preisfindung auf die Aufträge ihrer Klienten. Zusammen einigen sie sich auf einen Preis, zu dem das größte Handelsvolumen erzeugt werden kann.
Wie Dr. Elke König, Präsident der BaFin, in einer gestern in Frankfurt gehaltenen Rede feststellt, basieren „solche Referenzwerte – anders als LIBOR und EURIBOR – typischerweise auf reale Transaktionen in liquiden Märkten und nicht auf Schätzungen der Banken“.
Soweit ist also alles in Ordnung beim Londoner Goldfixing.
Aber das ist noch nicht alles. Ob es ein Zufall war oder nicht, so steht auf jeden Fall fest, dass innerhalb von 18 Stunden nach dieser Rede die Deutsche Bank verkündete, sich aus dem Fix zurückzuziehen. Bislang erfolgte auch noch keine vollständige Online- Stellungnahme hierzu.
Dr. König machte keinen Hehl daraus, wo er die Zukunft für finanzielle Benchmarks wie die Londoner Gold- und Silberfixpreise sieht: „Experteneinschätzungen sollen weiterhin zulässig sein, aber nur dann, wenn sie belegbar und nachprüfbar sind.“ Momentan setzt die Kommission „weitgehend auf Selbstkontrolle. [Aber] die Daten, die in die Ermittlung der Referenzwerte eingehen, sollen künftig lückenlos dokumentiert werden. Auswerten und prüfen soll sie dann allerdings ein zwar unabhängiges, aber privates Kontrollorgan.“
Er fügt hinzu, dass „in Brüssel derzeit zum Beispiel eine Änderung der Markmissbrauchsrichtlinie in Vorbereitung ist, nach der die Manipulation von Benchmarks unter Strafe gestellt werden soll.“
Da diese Referenzwerte in London erstellt werden, überprüft derzeit auch die britische Finanzaufsichtsbehörde FCA, inwieweit auch ihrer Meinung nach mehr „zentrale Kontrolle“ vonnöten sei. Es wird gesagt, dass ein Beobachter der FCA der Preisfindung beiwohnen wird, genauso wie dies schon seit längerem beim Verwaltungsausschuss der breiter aufgestellten London Bullion Market Association der Fall sein soll.
Wie auch beim Spotmarkt, so wird auch der Fix außerhalb einer zentralisierten Handelsbörse festgesetzt. Dies ist es, wie es dem freien Markt gefällt. Die Handelstätigkeiten werden direkt zwischen den interessierten Käufern und Verkäufern ausgeübt. Und diese können aufgrund der Regel, dass sämtliche Transaktionen nach zwei Tagen abgewickelt werden, die Kreditwürdigkeit des anderen überprüfen. Dies hält alle auf Trab, anstatt sich einfach auf die Aufsichtskontrollen zu verlassen und sich aufgrund vager Bürokratie in Sicherheit zu wiegen.
Doch laut Meinung von Dr. König sind „Markttransparenz und Marktkontrolle nur dann möglich, wenn die zahllosen Datenströme auf den betroffenen Märkten zentralisiert werden. Man müsste daher den Handel in diesen Märkten so weit wie möglich auf transparente und direkt oder indirekt staatlich überwachte Handelsplätze verlagern.“
Dieser Plan lässt sich zusammenfassen unter Kriminalisierung, Aufgabe des Datenschutzes für Klienten (oder zumindest ihrer Handelsströme) und die Übertragung auf eine von der Regierung überwachten Börse.
Falls es sich beim Austritt der Deutschen Bank wirklich um einen Zufall handeln sollte, so ist auf jeden Fall der Zeitpunkt augenfällig. Natürlich kenne auch ich nicht die genauen Beweggründe der Gold-handelnden Banken und stehe solch großen Einrichtungen generell nicht kritiklos gegenüber. Aber ich hatte bereits früher dargestellt, wie das Londoner Goldfixing vonstattengeht und warum es Sinn macht, einen Preis durch frei entschiedene Käufe und Verkäufe zu erzielen.
Durch den Verlust des Eigenhandels durch die Banken auf den Edelmetall-, Rohstoff- und anderen Märkten droht auch ein Liquiditätsrückgang bei deren regulärem täglichem Handel. Wenn Banken ihr eigenes Geld handeln (oder vielmehr das Eigenkapital ihrer
Aktionäre), ist dies immer mit einem Risiko verbunden. Solange Banken Staatsgarantien und im Notfall auch Finanzspritzen erhalten, sollten im Interesse der Steuerzahler waghalsige Handelsaktionen (sowie die fetten Boni der Manager) vermieden werden. Die Alternative bestünde darin, die Staatsgarantien zurückzunehmen und die Banken gegebenenfalls ihre Karre an die Wand fahren zu lassen.
Wenn man also etwas über die geplante Regulierung nachdenkt, so stellt man schnell fest, dass sich Banken mit Staatsgarantien und freie Märkte offensichtlich nicht vereinbaren lassen.
Der sogenannte „London Gold Fix“ wird kleiner und womöglich weniger liquide. Darauf lassen die Nachrichten schließen, dass sich die Deutsche Bank davon zurückziehen wird, schreibt Adrian Ash von BullionVault.
Geringere Liquidität ist genau das Gegenteil von dem, was die deutsche Finanzaufsichtsbehörde BaFin laut ihrer gestrigen Rede eigentlich erreichen wollte. Doch die beiden Ereignisse scheinen klar zusammenzuhängen.
Die Deutsche Bank ist bekanntlich eine in Deutschland ansässige große Investitions- und Privatkundenbank und als solche von der deutschen Finanzaufsichtsbehörde BaFin reguliert. Zugleich ist sie aber auch ein Market-Maker der London Bullion Market Association und der Londoner Gold- und Silberfixings, zwei Unternehmen, die völlig unabhängig von der LBMA sind und deren einzige Aufgabe darin besteht, jeden Tag den Fixpreis zu ermitteln und zu veröffentlichen.
Der Fix zeigt an, wie der Goldpreis zu einer bestimmten Zeit steht (10:30 Uhr und 15 Uhr für Gold beziehungsweise mittags für Silber). Und da London nach wie vor das Zentrum für physisches Edelmetall ist, gilt der Fix als DER weltweite Bezugswert. An ihm orientieren Minenbetreiber und Schmuckhersteller genauso wie Zentralbanken und Investmentfonds.
Dieser Referenzwert wird parallel zum sogenannten Spot-Market gebildet, ist aber nicht weit von den Spotpreisen entfernt. Die an dem Fixing beteiligten Banken (5 bei Gold und 3 bei Silber – beziehungsweise nun 4 und 2) beziehen sich bei der Preisfindung auf die Aufträge ihrer Klienten. Zusammen einigen sie sich auf einen Preis, zu dem das größte Handelsvolumen erzeugt werden kann.
Wie Dr. Elke König, Präsident der BaFin, in einer gestern in Frankfurt gehaltenen Rede feststellt, basieren „solche Referenzwerte – anders als LIBOR und EURIBOR – typischerweise auf reale Transaktionen in liquiden Märkten und nicht auf Schätzungen der Banken“.
Soweit ist also alles in Ordnung beim Londoner Goldfixing.
Aber das ist noch nicht alles. Ob es ein Zufall war oder nicht, so steht auf jeden Fall fest, dass innerhalb von 18 Stunden nach dieser Rede die Deutsche Bank verkündete, sich aus dem Fix zurückzuziehen. Bislang erfolgte auch noch keine vollständige Online- Stellungnahme hierzu.
Dr. König machte keinen Hehl daraus, wo er die Zukunft für finanzielle Benchmarks wie die Londoner Gold- und Silberfixpreise sieht: „Experteneinschätzungen sollen weiterhin zulässig sein, aber nur dann, wenn sie belegbar und nachprüfbar sind.“ Momentan setzt die Kommission „weitgehend auf Selbstkontrolle. [Aber] die Daten, die in die Ermittlung der Referenzwerte eingehen, sollen künftig lückenlos dokumentiert werden. Auswerten und prüfen soll sie dann allerdings ein zwar unabhängiges, aber privates Kontrollorgan.“
Er fügt hinzu, dass „in Brüssel derzeit zum Beispiel eine Änderung der Markmissbrauchsrichtlinie in Vorbereitung ist, nach der die Manipulation von Benchmarks unter Strafe gestellt werden soll.“
Da diese Referenzwerte in London erstellt werden, überprüft derzeit auch die britische Finanzaufsichtsbehörde FCA, inwieweit auch ihrer Meinung nach mehr „zentrale Kontrolle“ vonnöten sei. Es wird gesagt, dass ein Beobachter der FCA der Preisfindung beiwohnen wird, genauso wie dies schon seit längerem beim Verwaltungsausschuss der breiter aufgestellten London Bullion Market Association der Fall sein soll.
Wie auch beim Spotmarkt, so wird auch der Fix außerhalb einer zentralisierten Handelsbörse festgesetzt. Dies ist es, wie es dem freien Markt gefällt. Die Handelstätigkeiten werden direkt zwischen den interessierten Käufern und Verkäufern ausgeübt. Und diese können aufgrund der Regel, dass sämtliche Transaktionen nach zwei Tagen abgewickelt werden, die Kreditwürdigkeit des anderen überprüfen. Dies hält alle auf Trab, anstatt sich einfach auf die Aufsichtskontrollen zu verlassen und sich aufgrund vager Bürokratie in Sicherheit zu wiegen.
Doch laut Meinung von Dr. König sind „Markttransparenz und Marktkontrolle nur dann möglich, wenn die zahllosen Datenströme auf den betroffenen Märkten zentralisiert werden. Man müsste daher den Handel in diesen Märkten so weit wie möglich auf transparente und direkt oder indirekt staatlich überwachte Handelsplätze verlagern.“
Dieser Plan lässt sich zusammenfassen unter Kriminalisierung, Aufgabe des Datenschutzes für Klienten (oder zumindest ihrer Handelsströme) und die Übertragung auf eine von der Regierung überwachten Börse.
Falls es sich beim Austritt der Deutschen Bank wirklich um einen Zufall handeln sollte, so ist auf jeden Fall der Zeitpunkt augenfällig. Natürlich kenne auch ich nicht die genauen Beweggründe der Gold-handelnden Banken und stehe solch großen Einrichtungen generell nicht kritiklos gegenüber. Aber ich hatte bereits früher dargestellt, wie das Londoner Goldfixing vonstattengeht und warum es Sinn macht, einen Preis durch frei entschiedene Käufe und Verkäufe zu erzielen.
Durch den Verlust des Eigenhandels durch die Banken auf den Edelmetall-, Rohstoff- und anderen Märkten droht auch ein Liquiditätsrückgang bei deren regulärem täglichem Handel. Wenn Banken ihr eigenes Geld handeln (oder vielmehr das Eigenkapital ihrer
Aktionäre), ist dies immer mit einem Risiko verbunden. Solange Banken Staatsgarantien und im Notfall auch Finanzspritzen erhalten, sollten im Interesse der Steuerzahler waghalsige Handelsaktionen (sowie die fetten Boni der Manager) vermieden werden. Die Alternative bestünde darin, die Staatsgarantien zurückzunehmen und die Banken gegebenenfalls ihre Karre an die Wand fahren zu lassen.
Wenn man also etwas über die geplante Regulierung nachdenkt, so stellt man schnell fest, dass sich Banken mit Staatsgarantien und freie Märkte offensichtlich nicht vereinbaren lassen.
Quelle: BullionVault, Autor:
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