13.09.24  Kolumne  Metalle 

Goldmarkt stark vor Inflationszahlen und Zinsentscheid

(SOLIT Management GmbH Auszug aus dem Marktkommentar von Markus Blaschzok, Chefanalyst der SOLIT Gruppe
 
Der Goldpreis bewegt sich weiterhin in einer engen Handelsspanne von etwa 40 US-Dollar rund um die Marke von 2.500 US-Dollar je Feinunze. Die Bullen verteidigen dieses Niveau bisher erfolgreich, was auf eine bemerkenswerte Stärke und hohe physische Nachfrage hinweist. Aktuell hat sich der Goldpreis bis an den oberen Rand der Spanne bei 2.530 US-Dollar vorgearbeitet. Um 14:30 Uhr stehen die US-Inflationszahlen an, und sollte sich der Goldpreis bis dahin auf diesem Niveau halten, könnte ein Anstieg folgen, wenn die Daten schwächer ausfallen als erwartet. Der Markt rechnet mit einem Anstieg der Inflation von 0,2 % im Vergleich zum Vormonat und 2,6 % im Jahresvergleich, während die Kerninflation bei 3,2 % gesehen wird.


Der Goldpreis handelt nahe seinem Allzeithoch und die Bullen versuchen den Ausbruch

Die fortlaufenden OTC-Käufe, die den Goldpreis in diesem Jahr stützten, deuten möglicherweise auf eine bevorstehende Wirtschaftskrise hin. Trotz eines Preisanstiegs von rund 700 US-Dollar bzw. 38 % innerhalb eines Jahres gab es bisher keine größere Korrektur, in der der Markt spekulative Übertreibungen abgebaut hätte. Die Long-Positionen der Spekulanten befinden sich auf einem historischen Höchststand, während die Short-Positionen der Banken und der vier größten Händler an der COMEX ebenfalls auf Rekordniveau sind. Diese Konstellation deutet darauf hin, dass die  
Marktstimmung jederzeit kippen könnte, da das Chancen-Risiko-Verhältnis auf diesem hohen Niveau kurzfristig unattraktiver geworden ist und die Bullen möglicherweise beginnen, Gewinne mitzunehmen.

Der aktuelle Arbeitsmarktbericht von Freitag zeigte gemischte Ergebnisse. Im August wurden 142 Tsd. neue Arbeitsplätze geschaffen, was unter den Erwartungen von 165 Tsd. liegt, jedoch eine Verbesserung gegenüber dem revidierten Juli-Wert von 89.000 darstellt. Positiv ist der Rückgang der Arbeitslosenquote von 4,3% auf 4,2 %, was auf eine gewisse Stabilisierung des Arbeitsmarktes hindeutet. Auffällig ist, dass die Beschäftigungszahlen der letzten Monate wiederholt nach unten korrigiert wurden – für Juni um 61.000 und für Juli um 25.000 – was auf eine anhaltende Schwäche hinweist, obwohl der Markt insgesamt Stabilität zeigt.

Trotz der schwächeren Beschäftigungszahlen sind die Daten nicht dramatisch genug, um eine Zinssenkung um 50 Basispunkte in der nächsten Woche zu rechtfertigen. Aktuell erwartet der Markt nach den Fed Funds Futures lediglich eine Zinssenkung um 25 Basispunkte am 18. September mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 % und 30 % für einen Zinsschritt um 50 Basispunkte. Sollten die CPI-Daten heute heißer ausfallen, so würde dies die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung um 50 Basispunkte in der nächsten Woche verringern, worauf der US-Dollar anziehen dürfte, während der Goldpreis wieder an seinem Allzeithoch nach unten abprallt. Bei kühler als erwarteten Inflationszahlen dürfte es hingegen diametral gegensätzlich ablaufen, sodass der Goldpreis zumindest kurzzeitig ein neues Allzeithoch erreichen dürfte

Die jährliche Inflation in Deutschland fiel auf 1,9%, was den Erwartungen entsprach und deutlich unter dem vorherigen Wert von 2,3 % liegt. Auf Monatsbasis fiel der CPI in Deutschland um 0,1 Prozentpunkte.

Der Silberpreis, der sowohl als Industriemetall als auch aufgrund seiner monetären Bedeutung geschätzt wird, geriet zuletzt verstärkt unter Druck angesichts der drohenden Rezession. In der vergangenen Woche fiel er erneut unter die wichtige Unterstützung von 28 US-Dollar. Sollte es zu einer Korrektur am Goldmarkt kommen, könnte Silber das am Terminmarkt ebenfalls historisch überkauft ist, einen deutlichen Rückschlag erleben. Kurzfristige Spekulanten am Silbermarkt beobachten daher genau, ob der Goldpreis am Widerstand bei 2.530 US-Dollar scheitert und zurückfällt oder diesen durchbricht. Der Silberpreis wird dem Goldpreis dann entsprechend folgen.

Entwicklung von Aktien vs. Gold in einer Stagflation

Das Dow-Gold-Ratio stellt das Verhältnis des Dow Jones Industrial Average (DJIA) in Bezug auf den Goldpreis dar. Das Verhältnis gibt an, wie viele Unzen Gold notwendig sind, um einen Anteil des Dow Jones zu kaufen. Ein hoher Wert des Dow-Gold-Verhältnisses signalisiert, dass der Aktienmarkt im Vergleich zu Gold hoch bewertet ist, während ein niedriges Verhältnis darauf hindeutet, dass Gold im Vergleich zum Aktienmarkt stark an Wert gewonnen hat. Historisch gesehen tendiert das Verhältnis dazu, in Krisenzeiten oder während einer wirtschaftlichen Rezession zu sinken, da Investoren in diesen Phasen oft in Gold als sicheren Hafen flüchten, während der Aktienkurse fallen. Umgekehrt steigt das Verhältnis in Zeiten des wirtschaftlichen Wachstums und Optimismus, was sich in steigenden Aktienkursen darstellt. Aktuell hat das Ratio einen Wert von etwa 16,4, was bedeutet, dass der Dow Jones etwa 16,4-mal so viel wert ist wie eine Unze Gold Dieser Wert liegt historisch gesehen im mittleren bis oberen Bereich.


Das Dow-Gold-Ratio dürfte höchstwahrscheinlich in den nächsten Jahren wieder stark fallen

In den 1970er Jahren fiel das Dow-Gold-Ratio stark während der Stagflation, einer Phase, die von hoher Inflation, niedrigen Wachstumsraten oder Rezession und gleichzeitig hoher Arbeitslosigkeit geprägt war. Der Rückgang des Dow-Gold-Ratio war das Ergebnis eines starken Anstiegs des Goldpreises, da Investoren auf der Suche nach einem sicheren Hafen waren, um sich vor der hohen Inflation zu schützen. Gleichzeitig stagnierte der Aktienmarkt, da das Wirtschaftswachstum schwach war und Unternehmen mit hohen Kosten und niedriger Nachfrage kämpften. Der Dow Jones handelte damals über 16 Jahre hinweg bei 1.000 Punkten, doch inflationsbereinigt fiel der amerikanische Aktienmarkt im Vergleich zu Gold um über 90 %. Das Dow-Gold-Ratio lässt also einen inflationsbereinigten Blick auf den Aktienmarkt zu und zeigt uns, wohin die Reise in den nächsten Jahren der Stagflation gehen könnte.

Die Parallelen zu den 1970er Jahren werden immer offensichtlicher: Hohe Inflation und eine Verlangsamung des globalen Wirtschaftswachstums prägen das aktuelle Bild. Bereits Ende 2019 habe ich in Artikeln, Videos und Vorträgen für das kommende Jahrzehnt stark steigende Zinsen und eine Stagflation vorhergesagt – ähnlich wie in den Siebzigern, als der Goldpreis eine beeindruckende Hausse erlebte. Die Notenbanken stehen längst mit dem Rücken zur Wand. Eine erneute Ausweitung der Geldmenge wird die Inflation rasch wieder anheizen und die Zinsen in die Höhe treiben, was die rezessiven Tendenzen noch verstärken wird. Nach 40 Jahren künstlich niedriger Zinsen und makroökonomischer Manipulation durch die Notenbanken ist nun die Zeit gekommen, die Rechnung zu begleichen. Das Dow-Gold-Ratio wird sich erneut stark nach unten bewegen, und es ist durchaus möglich, dass wir in wenigen Jahren wieder ein Niveau von 5 Punkten oder tiefer sehen werden.

Günstiger Rohölpreis dank sich abschwächender Wirtschaft

Der Rohölpreis fiel in dieser Woche auf 65 US-Dollar je Fass für die Sorte WTI, womit dieser einen wichtigen Unterstützungsbereich angelaufen hat. Im Hoch vor zwei Jahren wurde der Rohölpreis in der Spitze bei 130 US-Dollar gehandelt, doch fiel er vor vier Jahren auf 10 US-Dollar, als die Regierungen mit Lockdowns die Weltwirtschaft abwürgten. Gerade im Vorfeld einer Rezession scheint es weiteres Abwärtspotenzial zu geben, wenn die wichtige Unterstützung bei 65 US-Dollar nach unten durchbrochen wird. Um einschätzen zu können, ob der Rohölpreis mittel- bis langfristig teuer oder günstig ist, hilft ein Blick auf den Rohölpreis in Gramm Gold gerechnet. Der langfristige Durchschnittspreis für das Fass Mineralöl liegt bei 1,8 Gramm Gold je 159 Liter Rohöl. Mit einem Preis von aktuell 0,84 Gramm Gold ist der Rohölpreis aktuell sehr niedrig und viel zu günstig im historischen Vergleich. Auch wenn der Goldpreis im Rahmen einer Rezession noch einmal kurzzeitig tiefer fallen könnte, dürften wir langfristig einen wieder deutlich steigenden Mineralölpreis sehen.


Der Rohölpreis ist mit 0,84 Gramm Gold für das Fass aktuell sehr günstig

Der US-Terminmarkt für die Sorte WTI zeigt uns jedoch, dass die Spekulanten am Rohölmarkt bereits deutlich bärisch gestimmt sind und eine Rezession zu einem guten Teil einpreisen. Außerdem zeigte sich zumindest in den letzten vier Woche eine Stärke im Markt, die auf ein ausgeglichenes oder defizitäres Verhältnis von Angebot und Nachfrage am physischen Markt hindeutet. Dies bringt die Hoffnung, dass der Rohölpreis zumindest kurzfristig die Unterstützung bei 65 US-Dollar halten könnte. Letztlich bleibt kurzfristig das Ausmaß der aufziehenden Rezession.


Der Terminmarkt für WTI ist derzeit tendenziell eher überverkauft
 
Letztlich bleibt kurzfristig das Ausmaß der aufziehenden Rezession entscheidend für den Goldpreis, denn wie der Preiseinbruch durch die Lockdowns oder auch vergangene Preisrückgänge in Rezessionen zeigen, schlagen die Fundamentaldaten in Rezessionen oder Krisen voll auf den Preis durch. Technisch agierende Trader achten jetzt genau darauf, ob der Rohölpreis an der Unterstützung bei 65 US-Dollar nach oben wegprallt oder diese wichtige Unterstützung durchbricht. Fällt diese Unterstützung in einer Krise oder Rezession, ist mit weiteren Abgaben zu rechnen.
 
Letztlich wird der Goldpreis kurzfristig stark vom Ausmaß der sich abzeichnenden Rezession beeinflusst. Wie bereits während der Preiseinbrüche durch die Lockdowns und früheren Rückgängen in Rezessionsphasen zu beobachten war, wirken sich fundamentale wirtschaftliche Faktoren in Krisenzeiten direkt und ungebremst auf den Preis aus. Technisch agierende Trader richten derzeit ihr Augenmerk auf die Unterstützung bei 65 US-Dollar und ober der Rohölpreis nach oben abprallt oder diese wichtige Marke durchbricht. Sollte diese Unterstützung inmitten einer Krise oder Rezession fallen, wäre ein weiterer Rückgang sehr wahrscheinlich.


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Quelle: SOLIT Management GmbH , Autor: (markusblaschzok)

 

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