10.05.13  Kolumne  Metalle 

Liquiditätshausse

(Heiko Thieme) Heiko Thieme: So investieren Sie jetzt richtig

Viele Experten erwarten eine baldige Konsolidierung der Märkte. Umso wichtiger ist es, die richtige Strategie für Investionen überlegt zu haben. Auch der Chairman der American Heritage Management Corp. meint: "ich gehe von einer Konsolidierung bis zu zehn Prozent aus. Deshalb im Sommerloch kaufen und sich richtig positionieren."



Für Heiko Thieme steht die Strategie fest: "Jetzt Vorsicht und beim Tief im Sommer voll investieren. Am Jahresende haben wir noch höhere Kurse als heute." Vor allem schwaches Wachstum und politische Probleme könnten zu belastenden Faktoren werden. "Die Unternehmensgewinne steigen zwar noch, aber nur marginal weil die Umsätze sich nicht erhöhen." Thieme erklärt weiter: "Die Welt hat ein gebremstes Wachstum und diese politischen Probleme könnten den Markt im Sommer belasten." Dies bestätigt derzeit auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble mit einer niedrigen Wachstumsprognose für die Eurozone bei 1,0 bis 1,5 Prozent in den nächsten Jahren. Besonders die hohe Arbeitslosigkeit gilt hier als Hauptproblem und Heiko Thieme rät zu einer politischen Neuorientierung in Hinblick auf schwächelnde Euro-Staaten: "Der Patient kann nicht mit einer Diät gesundet werden, er muss gefüttert werden. Die Sparprogramme sind eine Verhinderung und wir müssen expansiver denken. Der Staat muss Geld auch ausgeben, zum Beispiel in der Infrastruktur. Er muss Gelder auch dem Unternehmer zur Verfügung stellen. Dies fehlt auch in Amerika." Sollten diese konjunkturellen Defizite behoben werden, wird es weiterhin wirtschaftliches Wachstum geben. Der US-Experte sieht den deutschen Leitindex und die US-Börsen in der zweiten Jahreshälfte zu neuen Rekorden aufsteigen: "Den Dow Jones sehen wir auf jeden Fall in der ersten Hälfte diese Jahrzehnts über 15.000 Punkte. Ein neuer Höchststand beim DAX im vierten Quartal bei maximal 9.000 Punkten." Es stehen also weiterhin spannende Börsenmonate bevor, die den Markt auf besondere Art und Weise prägen können. Welche Chancen der Sommer für Anleger bietet, erklärt Heiko Thieme ausführlich im DAF-Interview mit US-Chefkorrespondent Manuel Koch.
Redakteur: Manuel Koch

Das gesamte Interview finden Sie hier

Rückblick

Diese Woche schrieb Börsen-Geschichte. Der April verabschiedete sich mit einem deutlichen Plus und verhalf damit der sechs Monatsphase von November bis April zu einem beachtlichen Erfolg. Der Mai trumpfte gleich am dritten Tag mit neuen Rekordhöhen am Freitag auf, als die US-Arbeitsmarktdaten besser als erwartet waren. Der Dow Jones stieg erstmals während einer Börsensitzung über die 15.000-Marke und schloss auf einem neuen Rekordhoch leicht darunter. Damit wurde meine Jahresprognose frühzeitig erfüllt. Auch der S&P 500 erreichte eine neue Höchstmarke und kletterte erstmals über der 1.600-Marke. Der Russel 3000 Index, der 98% der Marktkapitalisierung aller notierten US-Titel abdeckt, schloss ebenfalls auf einem Rekordhoch. In Deutschland erzielte der DAX im Windschatten von Wall Street am Freitag nicht nur das beste Tagesergebnis (grüner Pfeil) sondern gewann auch den Wochenpreis (grüner Pfeil) und endete auf einem neuen Rekordhoch.



Die Schweizer Börse (SMI) legte in den sechs Monaten von November bis April fast 20% zu und führt damit das Feld unter den Aktienmärkten auf der Tabelle an (grüner Pfeil). Auch seit Jahresbeginn liegt der SMI weiterhin vorn (grüner Pfeil). Die Wiener Börse (ATX) enttäuschte dagegen mit dem einzigen Wochenverlust (roter Pfeil) und liegt auch seit Jahresbeginn leicht im Minus.

Der mit Abstand größte Verlierer im April war Silber (roter Pfeil). Auch in der sechs Monatsphase von November bis April  und seit Jahresbeginn kommt Silber auf den letzten Platz (rote Pfeile). Der gesamte Edelmetallsektor stand unter erheblichen Verkaufsdruck, wobei Platin mit einstelligen Minus-Prozenten noch am besten abschloss. Im Öl-Sektor konnte sich Texal-Öl (WTI) verbessern, während Nordsee-Öl (Brent) seine Prämie zu WTI reduzierte.

Ausblick

Liquidität ist das Blut der Börse. Die amerikanische Notenbank (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB) sowie die Bank of Japan (BoJ) haben den Geldhahn massiv aufgedreht und damit eine Liquiditätshausse ohne Beispiel an den Aktienmärkten erzeugt. Solange die US-Fed, EZB und BoJ ihre Niedrigzinspolitik nicht ändern - und dazu gibt es zur Zeit keinen Grund, geht dieser Aufwärtstrend weiter. Allerdings kann es in diesem Hausse-Sog zu temporären, teilweise technisch und politisch bedingten Unterbrechungen von Minus 5% bis 10% kommen. Damit rechne ich im Laufe des Sommers, wenn es in den USA zu keiner Einigung bei den staatlichen Zwangskürzungen kommt und in Europa wirtschaftliche Wachstumsstrategien ausbleiben. Der Dow Jones kann dabei die 14.000-Marke nochmals testen und der DAX wieder unter die 8.000-Marke fallen. Beides wäre eine Kaufchance, da am Jahresende die Börsen über dem aktuellen Niveau stehen werden. Das Potential beim Dow Jones reicht bis zur 16.000-Marke und beim DAX bis zu 9.000 Punkten. In dieser Woche werden die neuen Rekordhöhen von Anfang Mai getestet werden. Ein unmittelbarer Verkaufsdruck war zu Wochenbeginn nicht zu erkennen.



Der Dax hat es doch noch geschafft und schloss am 3. Mai auf einem neuen Rekordhoch. Damit ging meine Prognose zu Jahresbeginn mit nur dreitägiger Verspätung auf. Allerdings begann ich vor zwei Wochen in meinem Blog daran zu zweifeln und verschob einen neuen Höchststand auf das vierte Quartal. Die Zinssenkung der EZB am Donnerstag auf einen Tiefststand und die Aussicht einer nochmaligen Zinsreduzierung waren der Auslöser für diese jüngste Rallye. Der Börsen-Spruch - sell in May and go away (verkaufe im Mai und geniesse den Sommer) - wird sich daher diesmal nicht bestätigen. Allerdings sind existierende Positionen mit einem Stopp abzusichern.

Die gelben Schattierungen im Chartbild sind die Korrekturen und Baissen in der DAX-Geschichte. Etliche Prognosen reden jetzt von einem DAX Jahresendstand von 10.000 Punkten oder sogar noch mehr. Dies ist mir nach wie vor zu optimistisch und erst im nächsten Jahr realistisch.



Der amerikanische Freiverkehrsmarkt (NASDAQ) kommt seit Beginn der Hausse vom 9. März 2009 auf ein Plus von 166% und führt damit das Feld der von mir intensiv verfolgten Börsen-Indizes an. Der Dow Jones und DAX liegen dicht beieinander. Der japanische Nikkei lag bis November 2012 (roter Pfeil) deutlich zurück und stand seit 2010 dreimal (schwarze Pfeile) unter erheblichen Verkaufsdruck. Die neue expansive Liquiditätspolitik der BoJ hat innerhalb von sechs Monaten ein Plus von über 60% gebracht und damit meine damalige Kaufempfehlung bestätigt.

Die Hausse von März 2009 endete nach gut zwei Jahren aufgrund politischer Anspannungen in Europa und den USA im Sommer 2011 (lila Schattierung). Die neue Hausse, die im September/Oktober 2011 begann, ist mit knapp 20 Monaten noch relativ jung. Seit 1900 gab es 36 Haussen an Wall Street, die im Durchschnitt 25 Monate dauerten, wobei 16 deutlich kürzer waren und 10 weitaus länger anhielten. Da die US-Fed ihre lockere Zinspolitik bis mindestens 2015 fortsetzen will, kann sich die Hausse bis dahin durchaus fortsetzen, es sei denn, die Politik macht wieder wie bereits 2011 einen bedauerlichen Strich durch diese Rechnung.



Besser als erwartete US-Arbeitsmarktdaten sorgten am Freitag nicht nur an Wall Street für einen sehr festen Wochenabschluss. Bei genauerer Betrachtung war diese Statistik jedoch keinesfalls so beeindruckend wie dem ersten Anschein nach. Die Zahl der neuen Arbeitsplätze für April waren mit 165.000 (blauer Pfeil) "nur" um 12.000 höher als geschätzt und die aufgebrachten Arbeitsstunden lagen etwas unter dem Vormonatsniveau. Die beiden Vormonate wurden gleichzeitig um 114.000 Arbeitsplätze nach oben revidiert. Der starke Anstieg im Februar (grüner Pfeil) war jedoch eine Verzerrung und bezog sich primär auf temporäre Arbeitsplätze, um eine öffentliche Umfrage durchzuführen.

Aufgrund der Rezession von 2008/2009 kam es bis Februar 2010 zu Entlassungen auf dem Arbeitsmarkt (rote Schattierung). Die daraufhin folgende starke Erholung dauerte nur drei Monate (hellgrüne Schattierung) und beruhte in erster Linie erneut auf einer Umfrage, die nur temporäre Arbeitsplätze schuf. Danach folgte wieder ein viermonatiger Abschwung am Arbeitsmarkt (gelbe Schattierung). Erst danach begann im Oktober 2010 eine dauerhafte Verbesserung, die allerdings deutlichen monatlichen Schwankungen unterlag (graue Schattierung). Die lila Linie zeigt den durchschnittlichen Anstieg von 208.000 Arbeitsplätzen im besten Jahr seit 2000 an. Die blaue Linie zeigt den Durchschnitt für das beste Jahr in den 90-er Jahren an. Daran kamen seit 2010 bisher nur zwei Monate heran.  Die Arbeitslosenrate fiel mit 7,5% zwar auf das niedrigste Niveau seit Dezember 2008; jedoch war dies nur wegen einer geringfügigen prozentualen Verbesserung hinter der zweiten Stelle nach dem Komma.



Wie lange braucht der US-Arbeitsmarkt, um wieder das Arbeitsplatz-Niveau vor der Rezession (blauer Pfeil), die Ende 2007 begann, zu erreichen? Die Erholung begann im Oktober 2010 (lila Pfeil). Bis zum Jahr 2025 werden pro Monat rund 88.000 neue Arbeitssuchende an den Markt kommen (braune Linie). Erst ein Anstieg der Arbeitsplätze über dieses Niveau kann die Lücke schließen. Werden von jetzt an (grüner Pfeil) jeden Monat wie im April 165.000 Arbeitsplätze geschaffen, so schließt sich die Lücke erst 2024, also in knapp 11 Jahren (rote Linie). Werden ab jetzt jeden Monat 208.000 neue Arbeitsplätze kreiert - dies war der Monatsdurchschnitt im besten Jahr seit 2000, so dauert es volle sieben Jahre, um wieder auf das Niveau vor der Rezession Ende 2007 zu kommen (dunkelgrüne Linie). Bei 321.000 neuen Arbeitsplätzen im Monat wird das Ziel am Ende der zweiten Amtszeit von Präsident Obama im Dezember 2016 erreicht (blaue Linie). Bei 472.000 neuen Arbeitsplätzen im Monat, wird die Lücke bereits im Sommer 2015 geschlossen. Der Arbeitsmarkt wird die US-Regierung und auch die Notenbank noch lange beschäftigen. Erst im nächsten Jahrzehnt kann das Problem vollkommen gelöst werden.



Erziehung und Arbeitslosigkeit stehen in einem direkten Verhältnis zueinander. Je besser die Ausbildung, um so geringer ist die Arbeitslosenrate. Wer einen Universitätsabschluss hat findet eigentlich immer einen Arbeitsplatz. Die Arbveitslosenrate liegt hier unter der 4%-Marke (blauer Pfeil), was praktisch gesehen einer Vollbeschäftigung gleich kommt. Bei Abiturienten steigt die Arbeitslosenrate bereits auf 8% (roter Pfeil) und ist ein Problem. Wer keinen Schulabschluss hat kann sich den Arbeitsplatz kaum aussuchen sondern muss nehmen, was da ist. Die Arbeitslosenrate liegt hier bei fast 12,5% (grüner Pfeil). Ausbildung zahlt sich aus.



Der amerikanische Häusermarkt hat seine Talsohle durchschritten! Der Tiefstpunkt wurde 2011 erreicht (grüner Pfeil) und lag auf einem ähnlichen Niveau wie 1980 (hellgrüner Pfeil). Als Preisreferenz wird hier das Gold genommen. Rund 90 Feinunzen Gold reichten !980 (hellgrünerer Pfeil) und 2011 (grüner Pfeil) aus, um ein durchschnittliches Einfamilien-Haus zu erwerben. Im Januar !980 war der Goldpreis auf sein damaliges Rekordhoch von $850 gestiegen; im September 2011 handelte das Gold auf seiner neuen Höchstmarke von $1920, bevor die derzeitige Baisse begann. Im Jahr 2001 musste man rund 600 Feinunzen Gold für ein Haus bezahlen, als der Goldpreis auf $255 gefallen war. Der acht-jährige Abwärtstrend-Kanal (rote und grüne Linien) wurde kürzlich nach oben durchbrochen (hellblauer Pfeil).

Bauwerte waren in den vergangenen zwei Jahren eine der erfolgreichsten Anlagen an der Börse. Meine Hotline-Hörer und Blog-Leser konnten sich hier eine "goldene Nase" verdienen.Weitere Empfehlungen und Analysen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint am 13. Mai.

Heiko Thieme

Die Thieme Hotline:
Deutschland: 09001 / 191 192 (0,69€/Min.)
Schweiz: 0901 / 266 277 (CHF 1,00/Min.)
Österreich: 0900 / 500 515 (0,68€/Min.)

Alle Angaben ohne Gewähr

Quelle: Heiko Thieme, Autor: (heikothieme)

 

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