15.08.24  Kolumne  Metalle 

Goldpreis kratz am Allzeithoch - Dollar schwach

(SOLIT Management GmbH Auszug aus dem Marktkommentar von Markus Blaschzok, Chefanalyst der SOLIT Gruppe
 
Zu Beginn der Woche verzeichnete der Goldpreis einen Anstieg von über 1 % und erreichte am Dienstag ein Hoch bei 2.476 US-Dollar, womit er seine Erholung nach dem Ausverkauf infolge des Einbruchs am japanischen Aktienmarkt vor einer Woche fortsetzte. Der Goldpreis kann in diesem Jahr bisher ein Plus von 19 % verbuchen, nach einem Plus von 13 % im Vorjahr. Wir sehen aktuell eine gewisse Preisunterstützung durch die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen in den USA sowie ein wenig Nachfrage nach sicheren Häfen aufgrund geopolitischer Spannungen. Bei israelischen Militärschlägen auf Khan Younis wurden am Montag mindestens 18 Menschen getötet und mehrere verwundet, während das ukrainische Militär erklärte, seine Truppen hielten im Rahmen des laufenden Angriffs nun 1.000 km² russisches Territorium.
 
Es ist bemerkenswert, dass der jüngste Bank Participation Report offenlegt, dass die US-Großbanken aktuell die größte Short-Position in Gold auf dem Terminmarkt seit Anfang 2020 halten. Auch die großen 4 Händler an der COMEX halten aktuell mit 57 Tagen der Weltproduktion die größte Shortposition der Geschichte. Dies wirft die Frage auf, ob er auch diesmal nicht die übliche Zuverlässigkeit besitzt, zumal die Quellen der aktuellen Goldnachfrage nach wie vor im Dunkeln liegen.
 
Der World Gold Council (WGC) stellte in seinem jüngsten Halbjahresbericht fest, dass die physische Goldnachfrage im ersten Halbjahr rückläufig war, weshalb man sich den Anstieg des Goldpreises mit anonymen OTC-Geschäften (Over The Counter) unbekannter Herkunft erklärt. Solange diese anonymen Käufer weiterhin aktiv sind und die physische Nachfrage stark bleibt, dürfte sich auch der Goldpreis stark halten, unabhängig dem Fakt, dass diese Rallye im historischen Vergleich sehr außergewöhnlich bleibt.
 
Auch der Silberpreis kletterte erneut bis an den Widerstand bei 28 US-Dollar, nachdem dieser in der Vorwoche ein Tief von 26,50 US-Dollar erreichte. Die Sorge vor einer globalen Rezession belastete den Silberpreis zuletzt stärker, da es sowohl ein Edelmetall als auch ein Industriemetall ist. Ein Rückgang der industriellen Nachfrage in einer Rezession wird den Silberpreis kurzfristig stärker belasten als den Goldpreis, der diametral gegensätzlich aufgrund seiner Funktion als sicherer sogar verstärkte Nachfrage erfahren kann. Aktuelle Daten vom Terminmarkt zeigen, dass der Preisrückgang von Silber nicht durch Spekulanten, sondern durch einen Rückgang der physischen Nachfrage verursacht wurde.
 
Die am Donnerstag veröffentlichten US-Arbeitslosenansprüche lagen mit 233 Tsd. unter der Prognose von 240 Tsd. sowie dem vorherigen Wert von 250 Tsd., was keinen großen Einfluss auf den Goldpreis hatte. Der gestern veröffentlichte Produzentenpreisindex (PPI) für den Endverbrauch stieg um 2, 2 % im Jahresvergleich an, was unter der Prognose von 2,3 % und deutlich unter dem vorherigen, revidierten Wert von 2,7 % liegt. Die Märkte hatten hier mit einem Anstieg des PPI gerechnet, worauf der US-Dollar in die Knie ging. Der Goldpreis konnte von der Dollarschwäche jedoch nicht profitieren, sodass der Goldpreis in Euro im Tagesverlauf rund 15 Euro verlor. Diese Abschwächung der Erzeugerpreise deutet darauf hin, dass der Inflationsdruck auf der Produzentenseite nachlässt, was ein Zeichen für eine mögliche Stabilisierung der allgemeinen Preisentwicklung sein könnte. Auf monatlicher Basis stieg der PPI um 0,1 %, was ebenfalls unter der Prognose von 0,2 % und dem vorherigen Wert von 0,2 % liegt. Der Core PPI, der die volatilen Preise für Nahrungsmittel und Energie ausschließt, stieg um 2, 4 % im Jahresvergleich, was deutlich unter der Prognose von 2, 7 % und dem vorherigen Wert von 3 % liegt. Dies signalisiert eine Abschwächung des zugrunde liegenden Inflationsdrucks und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung der Federal Reserve zur Sitzung im September. ziehen.
 
Der US-Dollar-Index fiel als Reaktion auf den Rückgang der Produzentenpreise erneut auf 102 Punkte, während der Euro zum US-Dollar diametral gegensätzlich an den seit anderthalb Jahren intakten Widerstand bei 1,10 US-Dollar ansteigen konnte. Trader dürften versuchen diesen Test des Widerstands erneut zu shorten, doch da dieser bereits mehrmals angelaufen wurde, muss man mit einem zumindest vorübergehenden Anstieg des Euro über diesen Widerstand rechnen, weshalb der Stop-Loss eng an diesem Widerstand gesetzt werden muss.
 
Inflationszahlen und Zinserwartungen im Fokus

Nach den Erzeugerpreisen stehen am Mittwoch die US-Verbraucherpreise an, die Hinweise auf die künftige Geldpolitik im September geben werden. Der Anleihemarkt rechnet derzeit mit einer Zinssenkung durch die Fed um 75 Basispunkte bis Dezember 2024 auf 4,5 %. Es wird erwartet, dass der monatliche Verbraucherpreisanstieg im Juli einen Tick höher ausfällt, wobei die Cleveland Fed für Juli und August einen noch höheren Wert voraussagen. Sollten die US-Inflationsdaten höher als erwartet ausfallen, könnte dies den Goldpreis etwas belasten, da dies die Erwartung einer Zinssenkung sinken würde. Im Gegensatz dazu würde eine Abschwächung der Inflation die Wahrscheinlichkeit einer lockereren Geldpolitik erhöhen und somit den Goldpreis stützen. Zinssenkungen bergen das große Risiko, dass sich das stagflationäre Umfeld verstärkt, da diese keinen neuen Konjunkturzyklus mehr anstoßen können und stattdessen lediglich einen Preisanstieg nach sich ziehen werden, was letztlich wieder höhere Zinsen zur Folge haben wird.
 
Der am 9. August veröffentlichte harmonisierte Verbraucherpreisindex (CPI) für die EU zeigt einen Anstieg von 2,6 % im Vergleich zum vorherigen Wert von 2,5 %. Dies entspricht den Erwartungen und bestätigt den fortgesetzten Inflationsdruck in der Eurozone. Der am 9. August veröffentlichte endgültige Verbraucherpreisindex (CPI) für Deutschland liegt bei 2,3 %, was im Einklang mit den Erwartungen und leicht über dem vorherigen Wert von 2,2 % liegt. Diese Stabilität in der Inflation könnte die Europäische Zentralbank (EZB) dazu veranlassen, ihre derzeitige Zinspolitik beizubehalten.
 
Gold-ETFs mit Zuflüssen im Juli

Im Juli 2024 verzeichneten globale Gold-ETFs die höchsten Zuflüsse seit April 2022 und zogen 3,7 Milliarden US-Dollar an, was den dritten Monat in Folge mit positiven Zuflüssen markiert. Diese Zuflüsse, kombiniert mit einem Anstieg des Goldpreises um 4 %, erhöhten das weltweit verwaltete Vermögen (AUM) auf 246 Milliarden US-Dollar, ein Rekordhoch zum Monatsende. Die globalen Bestände stiegen um 48 Tonnen auf 3.154 Tonnen, den höchsten Stand seit Januar. Dennoch gibt es aktuelle noch einen Jahresverlust der globalen Gold-ETFs von 3 Mrd. US-Dollar, während die aggregierten Bestände im Jahr 2024 bisher um 72 Tonnen (-2 %) gesunken sind.
 
Im Juli verzeichneten nordamerikanische Fonds einen Zufluss von ca. 31 Tonnen. Im Jahresvergleich 2024 bleibt Nordamerika jedoch mit einem Nettoabfluss von 52 Tonnen und einem Rückgang von 2,9 Milliarden USD belastet. Europäische Fonds verzeichneten im Juli einen Zufluss von etwa 18 Tonnen. Trotz dieser positiven Entwicklung verzeichnete Europa im bisherigen Jahresverlauf einen Abfluss von 66 Tonnen, was einem Verlust von 3,7 Milliarden USD entspricht. Asiatische Fonds verzeichneten im Juli einen Zufluss von ca. 8 Tonnen. Im Jahresvergleich hebt sich Asien als positive Ausnahme hervor, mit Zuflüssen von insgesamt 47 Tonnen und einem Plus von 3,6 Milliarden USD. Regionen wie Südafrika und Australien verzeichneten im Juli milde Zuflüsse von etwa 2 Tonnen. Im Jahr 2024 gab es bisher in diesen Regionen Zuflüsse von insgesamt 40 Millionen US-Dollar.
 
Trotz der starken Zuflüsse im Juli zeigt der Jahresvergleich 2024, dass Nordamerika und Europa weiterhin Nettoabflüsse in Höhe von insgesamt 118 Tonnen zu verzeichnen haben. Asien hingegen bleibt die einzige Region mit signifikanten Zuflüssen sowohl im Juli als auch im Jahresverlauf. Die globalen Bestände erholen sich langsam, unterstützt durch den starken Goldpreis und eine erneute Nachfrage nach sicheren Anlagen.
 
Zentralbanken kaufen im Juni mehr Gold

Im Juni meldeten Zentralbanken über den IWF und andere öffentliche Quellen einen Nettokauf von 12 Tonnen Gold Die Nachfrage war in diesem Monat eher moderat, da Bruttokäufe von insgesamt 31 Tonnen durch Bruttoverkäufe von 18 Tonnen nahezu ausgeglichen wurden.
 
Zentralbanken aus Schwellenländern waren erneut die treibende Kraft hinter diesen Bewegungen. Die Zentralbank von Usbekistan und die Reserve Bank of India erhöhten im Juni ihre Goldreserven jeweils um 9 Tonnen, was auf eine anhaltende strategische Diversifikation ihrer Währungsreserven hindeutet. Auf der anderen Seite war die Monetary Authority of Singapore der größte Verkäufer und reduzierte ihre Goldreserven um 12 Tonnen. Dies könnte auf eine taktische Neuausrichtung im Rahmen ihrer Portfoliostrategie hinweisen.
 
Im bisherigen Jahresverlauf 2024 zeigt sich weiterhin eine starke Nachfrage nach Gold seitens der Zentralbanken, obwohl die Volumina der Bruttokäufe und -verkäufe im Vergleich zum Vorjahr etwas geringer ausfallen. Besonders bemerkenswert ist, dass Schwellenländer erneut die Hauptakteure sowohl bei den Käufen als auch bei den Verkäufen sind. Dies unterstreicht den anhaltenden Trend, dass diese Länder Gold als wichtiges Instrument zur Absicherung gegen globale wirtschaftliche Unsicherheiten und zur Stärkung ihrer Währungsreserven nutzen. Die vorsichtige Balance zwischen Käufen und Verkäufen deutet darauf hin, dass die Zentralbanken strategisch auf die sich verändernden globalen Finanzmärkte reagieren.


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Quelle: SOLIT Management GmbH , Autor: (markusblaschzok)

 

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