(shareribs.com) Berlin 19.09.12 - Die sich anbahnenden Strafzölle der EU auf chinesische Solarimporte verursachen Panikschübe bei den chinesischen Produzenten, die bereits in den USA hohe Importzölle zahlen müssen. Dabei halten Experten Strafen gegen die Produzenten aus der Volksrepublik für ungerechtfertigt.

Der umstrittene Chef des Deutschen Zentrums für Solarmarktforschung Wolfgang Hummel sagte in einem Interview mit der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua, dass die deutsche Solarbranche im Streit um illegale Subventionen durch den chinesischen Staat schlechte Argumente habe. Die Initiative EU Pro Sun hatte Ende Juli einen Antrag bei der EU-Kommission zur Untersuchung der chinesischen Solarimporte auf Preisdumping und illegale Subventionen eingereicht. Am 6. September teilte die EU mit, dass eine Untersuchung eröffnet werde, an deren Ende Strafzölle für Chinas Produzenten stehen können. Angeführt wird EU Pro Sun vom deutschen Solarhersteller SolarWorld, insgesamt soll die Initiative aus 25 Teilnehmern bestehen.

Gegenüber Xinhua sagte Hummel, dass die Deutsche SolarWorld ohne staatliche Unterstützung nicht so erfolgreich hätte werden können, wie es jetzt der Fall der ist. Das Problem der Deutschen Solarproduzenten sei es, so Hummel, dass man die Konkurrenz aus China unterschätzt habe und bedingt durch die hohen Produktionskosten hätten deutsche Solarhersteller ihre Wettbewerbsfähigkeit verloren.

Hummel sagte weiter, dass die chinesischen Hersteller unbestreitbare Vorteilte gegenüber deutschen Herstellern hätten, hinsichtlich der Kosten für Strom, Land und Rohstoffe. Zudem hätten die Chinesen ihre Produkte sukzessive verbessert und so deutlich aufgeholt und würden ihre Produkte in Europa zu höheren Preisen verkaufen, als in China selbst. Somit könne von einem Preisdumping nicht die Rede sein.

Die meisten europäischen und chinesischen Unternehmen leiden derzeit an einem enorm hohen Überschuss auf dem Markt für PV-Produkte. Die Produktionskapazitäten wurden in den Zeiten des starken Nachfragewachstums extrem ausgeweitet und liegen heute rund doppelt so hoch wie der jährliche globale Bedarf. Der damit einhergehende Preisverfall bei Polysilizium, Solarzellen und -modulen hat die gesamte Branche in Schwierigkeiten gebracht, die meisten chinesischen Hersteller fahren massive Verluste ein. Suntech Power hat deshalb jetzt sogar die ein Viertel seiner Zellproduktion stillgelegt, dem Beispiel könnten noch weitere Unternehmen folgen.

Die EU könnte von den geplanten Untersuchungen auch Abstand nehmen. Die deutsche Bundeskanzlerin hat kürzlich in China zu einem Dialog aufgerufen, um die Streitigkeiten zu beenden. Der Kommissionspräsident Manuel Barroso zeigte sich laut Angela Merkel nach einem Gespräch ebenfalls offen für einen politischen Dialog zwischen China und Europa, wenn dieser substantiell und offen sei.

Die chinesischen Solarhersteller notieren heute in New York im Plus. Trina Solar steigen um 2,7 Prozent, Yingli Green Energy gewinnen 4,1 Prozent hinzu, LDK Solar klettern um 4,0 Prozent und Suntech Power verbessern sich um 1,9 Prozent.